OBERLAUSITZ, geliebtes Heimatland

Wo der Neiße silbernes Band sich schlingt
um der  Berge grünen Kranz,
wo aus blauer Ferne der Jeschken winkt
in der Abendsonne Glanz,
wo der Bergwald rauscht an der Lausche Hang,
wo der  Hochwald grüßend ragt,
wo der Abendwind wie verscholl`ner Sang
um verfallenes Gemäuer klagt.

Oberlausitz, geliebtes Heimatland,
Glück und Reichtum bist du mir!
Wär`s auch noch so schön,
so schön im fremden Land,
stets gehört mein Herz nur dir!


Wo daheim ein trefflicher Menschenschlag,
rauh von Art, doch treu wie Gold,
der die Heimat liebt bis zum letzten Tag,
alter Sitte Ehrfurcht zollt,
wo aus hundert Schloten zum Himmel auf
harter Arbeit Atem haucht,
wo der Landmann froh nach des Tages Lauf
vor der Tür sein Pfeifchen schmaucht.

Oberlausitz, geliebtes Heimatland,
Glück und Reichtum bist du mir!
Wär`s auch noch so schön,
so schön im fremden Land,
stets gehört mein Herz nur dir!


Zieht`s das Herz auch oft in die Fremde hin
einem andern Strande zu,
hat doch erst der wandermüde Sinn
in der Heimat wieder Ruh`.
Ihrer Berge Grün, ihrer Täler Lust,
ihrer Felder Ährengold;
ach, der hat kein Herz wohl in seiner Brust,
der die Heimat nicht lieben wollt.

Oberlausitz, geliebtes Heimatland,
Glück und Reichtum bist du mir!
Wär`s auch noch so schön,
so schön im fremden Land,
stets gehört mein Herz nur dir!



(Kurt Piehler, 1929)